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neunzehnter  Logbucheintrag

Die Stadt. Nichts verkörpert den Menschen und die Entwicklung der Menschheit so sehr, wie die Welt die er sich schafft, seit er die ersten einfachen Werkzeuge schuf. Die Stadt. Sie ist die durch den Menschen erschaffene Welt in ihrer dichtesten und klarsten Form.
Ein klarer Moment bei einem Bier am ausgetrockneten Fluss mit Blick auf die in die Nacht hinausleuchtenden Wohnsilos Pekings. Das Autobahnviadukt im Rücken. Nichts.

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achtzehnter  Logbucheintrag

Von Kongfuzius zu Konfusius.
Es gab ne Menge Kritik nach meinem letzten Eintrag:
a) Mit achtundvierzig Milliarden Euro könne man sich in Peking gar nicht vierzig Milliarden Portionen Maultaschen holen, sondern höchstens dreißig Milliarden.
Gut. Das sind immernoch zwanzig Mal Maultaschen für jeden Landsmann und =frau des Großmeisters der Raketenparaden.
b) Wenn man die geleistete Arbeitszeit der Feudalprojekte wie der Großen Mauer in Geld umrechnen würde, würden sie noch weitaus teurer werden. OK, geschenkt. Aber trotz alledem:
Achtundvierzig Milliarden Euro.

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siebzehnter  Logbucheintrag

„Baut man ein Haus, so muss man Türen und Fenster in die Mauern schlagen – erst dann wird es bewohnbar.“ Taoteking. Ja, der Schildbürgerstreich ist nicht erst in unserer Zeit erfunden worden, aber manchmal, auch wenn heute nur noch in Ausnahmefällen die Tür= und Fensteröffnungen nachträglich aus den Gemäuern geschlagen werden müssen, merkt man doch, was für eine jahrtausendealte Tradition er hier sein eigen nennt.
Achtundvierzig Milliarden Euro.
Nun, Peking besitzt einen neuen Superlativ. Das teuerste Bauwerk der Menschheitsgeschichte.
Achtundvierzig Milliarden Euro.
Davon kann man vierzig Milliarden Mal Maultaschen essengehen.
Davon kann man..
Achtundvierzig Milliarden Euro.
Für einen Flughafen. Ein paar Hallen mit vorgelagerten Betonflächen. Der teuerste Baumarkt der Welt.
Das Taoteking nimmt scheinbar in seiner Konvention des Unkonventionellen auch auf die Punkbohem unter den Flughäfen dieser Welt, dem unsterblichen Schönefeld, dem Kranich unter den Schildkröten, bezug; heißt es dort nicht auch: „Wer beim Tod nicht stirbt, der lebt ewig.“?
Aber jetzt mal im Ernst:
Achtundvierzig Milliarden Euro.
In einem Land, in dem die Armen gebrauchte Unterwäsche aus dem Müll fischen und flicken.
Achtundvierzig Milliarden Euro..

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sechzehnter  Logbucheintrag

Als glühender Verehrer des guten Marx war ich immer fasziniert von der Idee einer rational nach Bedürfnissen und Fähigkeiten organisierten Gesellschaft, einzig Menschen sind nicht rational und damit ist wohl auch leider das Projekt Kommunismus zum scheitern verurteilt. Ganz konkret: Als nicht ganz so heimlicher Kommunist brannte ich glühend für die Idee mit Linux ein unabhängiges Betriebssystem aufzubauen mit freien von Menschen, die die Fähigkeiten dazu verfügen geschriebenen Programmen, die jeder seinen Bedürfnissen entsprechend benutzen kann – und der Fairheit halber muss gesagt werden, dass einige davon ja tatsächlich auch funktionieren –, wenn man sich aber einen Monat lang durch alle für Linux verfügbaren Schnittprogramme gekämpft hat, nur um festzustellen, dass alle scheiße sind, dann beginnt das eigene Weltbild beim Fluchen über die verschwendete Lebenszeit doch Kratzer zu bekommen.. Lebenszeit in Lohn entspricht hier mehreren teuren Profifilmschnittprogrammen.

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fünfzehnter  Logbucheintrag

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vierzehnter Logbucheintrag

Strafrechtsanwendungsbefugnisregeln – wer mich kennt, weiß, worum meine Gedanken kreisen.. Nun, ihr habt es euch sicher schon gedacht, die pekinger Polizei hat mich vorgeladen. Wieder bin ich mit genervt=gequälten Blick empfangen, man könnte es „die Leiden des jungen Wärters“ nennen, und befragt worden und mir wurde aufgetragen mich für meinen Antipandaismus zu entschuldigen:

Nie war es meine Absicht Pandas, egal welcher Fellfärbung und egal welchem Geschlechts, in irgendeiner Weise herabzusetzen! Pandas sind nicht nur die tollsten Tiere der Welt, der chinesische Panda ist auch der beste Panda des Universums! Und kein deutscher Schäferhund oder Schäferpanda oder französischer Gockel wird ihm jemals den Bambus reichen können! Die ganze Welt liebt den Panda und alle die es nicht tun werden bald aufs Allergerechteste auf den Mars zu den marsianischen Schäfergockeln verbannt! Der Große Panda lebe zehntausend Jahre!

Ich möchte nochmal betonen, dass ich dies aus innigster Überzeugung kundtue und nicht etwa weil ich Angst um meine Aufenthaltsgenehmigung habe.

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dreizehnter Logbucheintrag

Es blökte das Schaf, es mauzte die Katze,
es grunzte das Schwein, es bellte der Hund,
es quakte der Frosch, es krähte der Hahn:
„Im Zoo, da kommt es auf den Panda an!“ [letzte Zeile in der Melodie von „Schiri, wir wissen wo dein Auto steht“ lesen]
Der Zoo als Parteitag der Tiere
und der Panda als ihr
Generalsekretier.
Und dies war kein kairoer Zebrapanda, kein Esel, dem man Streifen aufgemalt, kein Eisbär, den man mit der Fleckflak vom Himmel geholt hatte!
Aufdembodendertatsachenstehend wusste der Panda, es war egal, ob er schwarz und weiß oder weiß und schwarz: er fing mehr Mäuse als der Eisbär, er war ein guter Bär.
Ein kalter Fluss trennt sie, die beiden Bären. Über ihm schwebt der Geist Karachans.
Karachan war es, der 1919 sprach „Die Sowjetunion erklärt alle Verträge, die von den früheren Regierungen Russlands mit China geschlossen wurden, für ungültig, verzichtet auf alle eroberten chinesischen Gebiete und Konzessionen und gibt China unentgeltlich und für immer alles ohne Rückvergütung wieder, was ihm von der zaristischen Regierung und der russischen Bourgeoisie räuberisch entrissen wurde.“
Aber es gibt da auch noch ein anderes Zitat, das auf den ersten Blick keine Verbindung erkennen lässt, auf den zweiten aber den Arsch zum Eimer bildet; es stammt von Kalinin 1923:  „Vor fünf Jahren wurde der vierjährige imperialistische Krieg durch den schädlichen und absurden Vertrag von Versailles beendet. Dieser Vertrag hat vor aller Öffentlichkeit und vor der gesamten Welt die Heuchelei der Staatsmänner der Entente enthüllt. Während der Dauer des Krieges hatten sie im Angesicht aller Länder und aller Völker immer wieder erklärt, dass sie nur im Interesse der Freiheit und im Namen des Rechts der Nationen auf ihre Selbstständigkeit kämpften. Kaum war aber der Krieg zu Ende, vergaßen sie mit einem Schlage ihre Versprechungen und ihre „edlen“ Reden.“..
Im Prinzip könnte man diesen Blackboxansatz Kalinins auch auf die Versprechungen der Sowjetunion zur Rückgabe der geraubten Landstriche an China machen und in meinem vorletzten Logbucheintrag habe ich ja auch gerade das getan. Aber hier wird auch die Unzulänglichkeit der Blackboxmethodik offenbar: genausowenig wie „die Entente“ zu einer Einheit gemacht werden kann, kann man natürlich auch „die Sowjetunion“ nicht zu einer Einheit machen: die, die die Versprechen gaben, sind oft nicht die, die die Versprechen brachen und auch in den Fällen da sie es tatsächlich sind, muss das nicht aus eigenem Antrieb heraus, sonder kann auf Druck weiterer Akteure geschehen sein. Ich bin mir sicher, dass es auch in der Sowjetunion Elemente gab, die offen und aufrichtig das durch Russland China zugefügte Unrecht, den bereits von Engels verurteilten Landraub, wieder gut machen wollten – nicht zuletzt Karachan.
Es ist erstaunlich, dass China das sich jetzt inzwischen in völliger Abhängigkeit befindende Putin=Russland noch nicht dazu gebracht hat, die Gebiete wieder herauszurücken. Aber warum den Gegenüber wegen ein paar Quadratkilometern bloßstellen, wenn man so doch viel bequemer das ganze Reich des Eisbären zu eigen hat. Putin als Statthalter von Xi Jinpings Gnaden hat nur deswegen noch nicht alle Energiekonzerne des Landes an China verkaufen können, da China sie nicht alle kaufen wollte.
Schlimm und schlimmer. Alle Chinesen verachten Russen offen als versoffen und faul und alle Russen hassen die Chinesen aus Angst völlig von ihnen dominiert zu werden – wenn man Chinesen oder Russen ein bisschen foppen will, dann muss man ihr Land nur in irgendetwas mit dem anderen vergleichen, es funktioniert immer.
Früher oder später wird die Putin=Clique gestürzt werden, die Frage lautet, wie China darauf reagiert. Wird es in Russland direkt einfallen, in etwa so, wie es ihnen in der Ukraine und Georgien vorgemacht wurde? Und würde irgendwer beistehen, dem Eisbär? Das größte Problem Putins ist er selbst: er hat mit seiner Konfrontationspolitik sich selbst unmöglich gemacht und liefert mit seinem außenpolitischen Nihilismus nicht nur jedem die besten Argumente, ihm nicht beizustehen, er liefert mit ihm auch noch zusätzlich die perfekten Argumente zum Einmarsch frei Haus.
Ein Szenario wäre folgendes: Massendemonstrationen in Moskau, die Putin blutig niederschlägt, daraufhin putscht das Militär gegen ihn, es kommt zu Auseinandersetzungen innerhalb des Militärs
begleitet durch weitere Demonstrationen und allgemeines Chaos, worauf China unter dem Vorwand des Schutzes der eigenen Bürger eingreift. Das russische Militär, beschäftigt mit den überall im Land aufflammendem Separatismus völlig handlungsunfähig, kann nicht mehr tun als klein beigeben.
Der Panda ließ seinen Fleckmatismus hinter sich und zog samt seiner Getreuen in den Krieg. Der Panda rief und alle alle kamen:
die Musketiere und die Murmetiere,
die Mautiere und die Fautiere,
ja, auch das Gürtetier kam und opferte sich selbstlos der höheren Sache,
ja, auch das Pantoffetier kam und wurde unsterblich als Held,
wenn Pandas träumen..

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zwölfter Logbucheintrag

Im Westen ist man sich des Pandaproblems kaum bewusst, aber in Peking und ganz China ist die Pandaplage zu einer alltäglichen Bedrohung geworden. Es geht dabei nicht nur um einzelne Problempandas, nein, rattengleich wuseln die Viecher überall herum und gehen einem ernsthaft auf den Sack. Am liebsten verstecken sie sich unter Gullydeckeln und wenn jemand vorbeigeht, dann greifen sie blitzschnell hinaus und lösen ihm die Schleifen. Das Ganze geht so schnell, dass man es erst merkt, wenn man zwei Schritte weiter über seine Schnürsenkel stolpert, begleitet von einem höhnischen „Hihihi“ von hinten.
Ja, es wird Zeit, dass etwas gegen die Pandapest, gegen diese Pandamie unternommen wird! Eine Maßnahme nach Art der Antispatzenkampagne schwebt mir vor: Nur ein toter Panda ist ein guter Panda!

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elfter Logbucheintrag

Nägel mit Köpfen oder, wie man hier sagt, Pandas mit Flecken machen; das Projekt Kommunismus war in China vor allem auch ein Projekt Würde. Ein kleiner Exkurs.
Für die stolze Kulturnation war es zutiefst kränkend gewesen, dass Barbaren aus aller Herren Länder im eigenen Kosmos einfielen und sich in einer Weise herablassend aufführten, wie man es selbst höchstens gegenüber ungewaschenen Steppennomaden tun würde. Als Teil des fortschrittlichsten Teils der Menschheit an der Seite des ersten sozialistischen Staates war man wieder wer und zog das Projekt auch entsprechend konsequent durch. Im Großen wie im Kleinen. Wollten westliche Besucher Trinkgeld geben, so wies man es nun von sich: man war kein Bettler, man brauchte keine Almosen, ja, man würde als erste auf der Welt den Sprung in den Kommunismus schaffen! Die anderen würden darum betteln, von einem lernen zu dürfen und man würde es ihnen großzügig gewähren.
Der Argwohn war wohl unterbewusst immer da und die Ernüchterung kam und musste vielleicht auch unvermeidlich kommen. Die Sowjetunion brach ihre Versprechen und gab keinen Quadratmeter des Bodens zurück, den sich das Zarenreich unter den Nagel gerissen hatte und auch die „brüderliche Hilfe“ ließ sie sich teuer bezahlen – ein Interesse von China überholt zu werden hatte sie nicht. Dann scheiterte das eigenen Volkskommunenprojekt.
So wechselte man die Lager und mit ihm die Überzeugungen, die Farbe. Würde spielt in China keine Rolle mehr – wozu auch? Wenn man Geld hat und der einst mächtige Nachbar im Norden heute vor einem kriecht, dann braucht man wohl keinen Stolz.
Wirtschaft als Porno. Das die Medien der Partei das eigenen Land, beziehungsweise die eigene Volkswirtschaft, weiter zwanghaft am Ausland messen, dient nur noch der Ablenkung von den inneren Widersprüchen durch die Apostrophierung der äußeren. Das Wohlstandsgefälle im Land selbst ist der chinesische Krieg.
Die unbefleckte Empfängnis des Pandas? Nun, dazu braucht es einen Panda, eine Wuuduugummipuppe und einen Eisbären.

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zehnter Logbucheintrag

Wie bloß wurde der Papayapanda zum Papapanda der Pandapapaya und die Pandapapaya zur Papapapaya? Es braucht dazu Gentechnik, Besamungsstationen und die Allwissenheit der Partei.

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neunter Logbucheintrag

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achter Logbucheintrag

Peking ist keine Bücherstadt und auch David war mir in meinen Schriftstellerleiden keine große Hilfe. Statt aufmunternder Worte haute er, als wir zusammen auf den Hockern einer modrigen Garküche hockten, ein Maozitat raus: „Im Vergleich zum Schriftsteller ist die Aufgabe des Kochs, der eine Mahlzeit zubereiten muss, schwierig. Um etwas Essbares zu produzieren, muss er Holz, Reis, Öl, Salz, Soße, Essig und andere Dinge verwenden. Das ist sicherlich nicht einfach, und eine gute Mahlzeit zu kochen, ist erst recht schwierig. Wenn das Feuer zu stark ist, verbrennt das Essen, wenn er zuviel Essig hinzugibt, wird es sauer. Kochen und Mahlzeiten bereiten ist wahrlich eine der gehobenen Künste. Wie aber steht es mit der Bücherkenntnis? Wer nichts anderes macht als lesen, der braucht nur drei- bis fünftausend Schriftzeichen zu kennen, ein Wörterbuch nachzuschlagen, irgendein Buch in der Hand zu halten, und schon ernährt ihn das Volk. Dann kann er zufrieden mit dem Kopf nicken und vorsichhinlesen. Bücher haben keine Beine; man kann sie öffnen und schließen, wie man will; es gibt nichts einfacheres in der Welt, und es ist einfacher als eine Mahlzeit zuzubereiten und viel einfacher als ein Schwein zu schlachten. Der Koch muss das Schwein fangen und das Schwein wird quieken. Ein Buch, das auf einem Tisch liegt, kann weder davonlaufen noch quieken. Man kann mit ihm machen, was man will. Gibt es etwas Einfacheres?“
Stocherte in der schwabbeligen und nur mäßig schmackhaften Schwarte vor mir vor mich hin und spülte meinen Ärger dann mit einem tiefen Schluck aus der Bierflasche runter. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde. Aber was wollte man auch von jemandem erwarten, der als Ingenieur bei VW arbeitet..
Ja, wo war das Volk, das mich ernährte? Wir suchen niemals die Dinge, sondern die Suche nach den Dingen, heißt es ja immer. Es gibt einen kleinen schmuddeligen Zweitehandbuchladen im Nordwesten der Stadt, der auch deutschsprachige Bücher führt und sich inzwischen einen fest Platz in meinem Leben erobert hat. Als ich das erste Mal dort war und mein Blick über die sich biegenden Bretter, bestapelt mit Büchern, Bänden über Bänden unbändigen Wissens, glitt, fragte ich, da ich nicht so richtig wusste, wo ich denn zu stöbern anfangen sollte, den älteren Besitzer, ob sie die Bücher nach Titel oder nach Autoren sortieren würden, worauf er in den Raum blickte und antwortete „Äh, fremdsprachiges ordnen wir eigentlich immer nach dem Alphabet!“ Verblüfft von der erschlagenden Genialität der Antwort, zog ich blindlings ins Feld und wurde fündig. Jedes Mal aufs Neue.
Ja.. Ich kann mich noch an einen Gebrauchtwarenladen in der Urbanstraße in Berlin erinnern, der in einem Karton eine August=Bebel=Gesamtausgabe liegen hatte. Ich nahm einen Band heraus, strich fasziniert den Staub ab und begann gebannt darin zu blättern, bis ich jäh von einem aggressiven „Fass die Bücher nich an! Junge klau ma nich!“ aus meiner Traumwelt gerissen wurde. Fassungslos sah ich in die Gelhaarvisage, legte das Buch nieder und ging weg.
Wenn das die Bücherhölle war, so habe ich hier im Nordwesten meines kleinen von mir behausten Abgasfegefeuers meinen Bücherhimmel gefunden. Tatsächlich bin ich hier aber auch der einzige, der hier in der U=Bahn liest. Ich bin Gott.

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siebter Logbucheintrag

Frust. Man erstellt eine Arbeit, liefert sie ab und sie versinkt im Nichts. Jemand anderes erstellt eine Arbeit schlechterer Qualität und hat einen Riesenerfolg. Wenn ich mir die Arbeit ansehe und wenigstens feststellen könnte, „Gut, der ist halt einfach besser als ich.“, dann wäre das Unterliegen ja noch irgendwie erträglich, aber wenn die erfolgreiche Arbeit in allem schlechter als das eigene Geleistete ist, dann herrscht grenzenlose Hilflosigkeit. Kulturpessimismus.
Mein letzter Post war tatsächlich auch von Frust befeuert und ich ließ mich dazu hinreißen, sexistische Scheiße zu schreiben. Nicht alle Mädchen der Welt sind prinzipienlose, geldgeile Opportunisten. Viele, sehr viel Frauen, die ich kennengelernt habe, lassen sich von Idealen und Überzeugungen leiten, die in ihrer persönlichen wie in ihrer ideologischen Konsequenz die meinen weit übersteigen. Ich muss dem Fakt ins Auge sehen, dass ich mir vorallem deswegen soviele Körbe hole, unterliege, weil ich einfach nicht allzu vorteilhaft aussehe. Sähe ich besser aus, sähe es auch mit der Gunst der Mädchen, auch ohne Luxusrestaurants, besser aus.
Es gibt aber auch die Erlebnishorizonte, bei denen es nichts einzusehen gibt. Da ist kein Berg oder Bau, den man ins Auge fassen könnte.
Wieviel Kohle – und schlimmer noch: Lebenszeit – hab ich damit verschwendet, Manuskripte zu säen und trotz alledem nur Absagen zu ernten. Da gab es Absagen, die Beleidigungen gleichkamen und Absagen, die Lobesorgien glichen. Absagen, in denen man auf zwei Zeilen abgekanzelt wurde und Absagen, die sich über die Länge von zwei DinA4=Seiten erstreckten. Voll des Preisens, aber mit dem leider ernüchternden Fazit, dass der Text nicht ins Programm passe. Am schmeichelhaftesten war die Absage, dass der Text, kein Scheiß, „zu anspruchsvoll für unsere Leserschaft“ sei. Ich war versucht, den Verlag damit zu erpressen, dass ich seine Antwort öffentlich machen würde, würde er mich nicht drucken, ich habe es aber dann doch gelassen.
Naja. Genug des selbstmitleidigen Wundenleckens.
Das Buch als soziologischer Test, bei Übereinstimmung von Denkendem und Zeitgeist erfolgt der Erfolg, bei Nichtübereinstimmung der Misserfolg.. Ich glaube Benjamin war das, bin aber jetzt auch zu faul nachzuschlagen. Der eigentliche Gedanke, der mir dabei kam, war: Wie kann sich der Denkende vom Zeitgeist lösen? Und kann sich der Denkende vom Zeitgeist lösen? Ist er selbst nicht vorallem und zuerst Produkt seiner „Zeit“, sprich der Gegebenheiten, die ihn Umgeben und sein Bewusstsein bestimmen?
Nun, was verkauft sich denn.. Fantasy, Arztromane, Krimis, Sex.. am besten brauchte ich einen als Zahnarzt arbeitenden Drachen, der in abgebrühter Marlowmanier Morde in SM=Studios aufklärte. Aber irgendwie werd ich einfach den Anspruch nicht los, Texte zu schreiben, die ich auch selber lesen würde. Viele Schriftsteller sagen von sich, dass sie ihre eigenen Bücher nie lesen würden und bei manchen kann ich das durchaus verstehen. Ich bin nicht so.

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sechster Logbucheintrag

Die tiefe Gleichgültixseeligkeit des Satten. Es ist natürlich arrogant, wenn ich sage, es ist mehr als genug da für alle, man muss es nur verteilen, denn die, die sich den Arsch aufreißen um noch mehr zu bekommen, obwohl sie mehr als genug haben, sehen das offenbar anders und zu sagen, die liegen alle falsch und ich richtig, wäre doch irgendwo anmaßend. Sicher, es gibt immer noch irgendwas, was man sich anschaffen könnte, aber hat man es dann, dann ist es halt wieder was anderes, was man sich anschaffen könnte. Ich hatte Sa auf ein Date eingeladen. Der Plan war Spazierengehen und Maultaschenessen. Zugegebenermaßen nicht übermäßig kreativ, aber schön. Mädchen. Maultaschen. Bier. Was braucht man mehr zum Glücklichsein?
Sie braucht offenbar mehr. Als ich zu dem von ihr vorgeschlagenen Luxusrestaurant nein sagte, da mir die Preise dort doch arg übertrieben vorkamen, hat sie das Date platzen lassen.
Die Hemmungen, die mich mein Leben lang davon abhielten mich mit Frauen aus einem gewissen Gewerbe einzulassen, speisten sich vorallem aus dem Unwillen, für Zweisamkeit Geld auszugeben. Ich will keinen Menschen verdinglichen in der Art, wie es manche mit Gummipuppen tun. Vielleicht bin ich ein hilfloser Romantiker und vielleicht sind tatsächlich alle Frauen der Welt ihrem Wesen nach Prostituierte, das würde zumindest erklären, warum ich so oft sitzengelassen wurde..
Hier in China geht das Ausloten des Mannes durch die potentielle Partnerin noch weit unverblümter vonstatten als in anderen Erdteilen. Quatscht man mit Mädchen im Zug oder im Club oder am Flughafen oder so, so fragen sie meist recht rasch danach, was die Klamotten gekostet hätten, die man trägt, was für ein Auto man fährt und wieviel Quadratmeter die eigene Wohnung hätte. Wenn man antwortet, man wisse nicht mehr, was die Klamotten gekostet hätten, man habe nicht vor sich ein Auto zu kaufen (wer braucht sowas in der Stadt?) und die Mietwohnung habe auch nur vierzig Quadratmeter, dann erlischt ihr Interesse an einem augenblicklich. Und mit der Frage bereits auch mein Interesse an ihr. Bevor man sich mit soeinem Mädchen einlässt, kann man sich auch eine Prostituierte kaufen, es würde keinen Unterschied machen.
Ja.. ich bin ein hilfloser Romantiker und ich hungere nach einem Mädchen, dass mich nicht als Kreditkarte mit zwei Beinen betrachtet.
Naja.. Nach Lassalle definiert Armut sich im Verhältnis zum Reichtum innerhalb der Grenzen eines Staates und dieser Widerspruch ist in China nur allzu augenfällig. Yü Hua, ein chinesischer Schriftsteller, hat sich einmal, zu recht, darüber aufgeregt, wie arrogant es ist, wenn die Reichen Chinas, beim Hinweis auf die abgründigen sozialen Gräben im Land einwenden würden, dass Geld allein nicht glücklich mache. Es ist maßlose Verblendetheit, Wirklichkeitsferne und Selbstverliebtheit. Yü Hua betont, dass nur wenn ein Armer sagt, dass Geld allein nicht glücklich mache, man das ernst nehmen könne und es für sich spreche, dass das von den Armen niemand verkündet.
Angefügt kann vielleicht werden, dass es letztendlich, solange die Grundbedürfnisse befriedigt werden, gar nicht so wichtig ist, wieviel der einzelne hat, viel wichtiger für das Wohlbefinden des Einzelnen ist es, dass die anderen nicht mehr haben als er selbst. Es sind eben nicht nur die Armen Chinas, für die, in völlig verständlicher Weise, Geld fast alles bedeutet, es sind eben auch die, die es eigentlich auch mal etwas entspannter angehen lassen könnten. Einzig weil es eben noch Reichere gibt, finden sie keine Ruhe. Sa verdient genug und braucht nicht noch mehr und ihr innerstes knurrt trotzdem.. und wegen ihr bilde jetzt auch ich mir ein, einen leeren Magen zu haben. Das tiefe Unglück des Hungernden.

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fünfter Logbucheintrag

Die „Tausendjährigen Eier“ Chinas sind wohl nicht ganz unbekannt. Als ich mit David gegen Ramona und Sa, eine kasachische Freundin von ihr, Billard spielten und verloren, zog Sa eine dieser Biowaffenwurfgranaten hervor und meinte zu mir, „Zur Strafe musst du das jetzt essen!“ Ich sah sie an, schälte das Ei und aß es. Ein tiefer Schluck Bier und es war unten. Ungläubig starrte sie mich an. „Er hat es tatsächlich gegessen!“, rief sie mit hoher Stimme und nach einer Pause nocheinmal mit langsamer leiser Stimme „Er hat es tatsächlich gegessen..“. „Jetzt bist du dran!“ sagte ich und sie sah mit resigniertem Blick auf ihre Tasche. Dann holte sie ein weiteres Ei heraus, riss die Plastikfolie auf und schälte es, dann sah sie unwillig auf das Ei, als handelte es sich um die erste vollgemachte Windel eines Neugeborenen, atmete aus, legte den Kopf halb nach hinten, öffnete den Mund langsam und steckte es hinein. Mit verzerrtem Gesicht kaute sie darauf rum und schluckte schließlich. So blieb sie eine Minute lang stehen und sah auf den Billardtisch, dann rannte sie zur Toilette. David musterte mich mit verkniffenen Augen, griff in Sas Handtasche und holte vier weitere Eier heraus. „Wer weniger schafft, der muss sich heute die Haare färben lassen!“, sagte er. Wir schälten die Eier und legten sie nebeneinander vor uns hin, Ramona zählte runter und auf „Eins“ und David griff sich drei der Eier und stopfte sie sich auf einmal in den Mund, während ich das letzte dort liegen ließ. David spülte mir Bier nach und sagte dann „Da is noch eins, du musst das Essen!“ „Nein“, sagte ich, „du hast ja bereits gewonnen, also muss ich kein Ei mehr essen.“ Unglücklich sah er mich an, seinen Sieg hatte er sich bestimmt irgendwie schöner vorgestellt.

Die Eier sind durchaus gewöhnungsbedürftig, aber ich denke, man kann sich an sie gewöhnen. Wenn man sie von kleinauf gegessen hat, kann man sie mit Sicherheit sogar mögen.

Die Frisörläden in Peking haben rund um die Uhr auf, also zumindest der, in den wir gingen hatte noch auf. Und eigentlich handelte es sich auch nur um einen verkappten Puff, jedenfalls löste ich große Heiterkeit bei den leichtbekleideten Damen aus, als ich klarmachte, dass ich mir tatsächlich nur die Haare färben lassen wollte. Nun, sie beherrschten ihr Handwerk, und das andere wohl auch, und da der Laden „Grüner Fluss“ hieß, war die Farbwahl auch schnell getroffen. Und so lauf ich denn nun mit metalliktürkisen Stoppelhaaren durch die Gegend. Natürlich hatte David auch gleich ein Maozitat zur Hand, als wir den Laden unter dem Gekicher der Frauen verließen, mit entrücktem Blick sah er in die Nacht: „Berg, der aufsteigt, aufgestockt neben dem Jangtse=Ufer; Höhenweg aufwärts, Grün an Grün, die vierhundert Windungen.“

Ja, unser Auftritt wird wohl noch auf Jahre für Gesprächsstoff im Grünen Fluss sorgen. Am nächsten Morgen rief eine Kollegin, die immer zu allem etwas Nettes sagt, verzückt „Grüner Phönix vom roten Berg“ aus, was immer es damit auch auf sich hat. Mein Chef wirkte gar weniger glücklich, aber er soll mal froh sein, dass ich, seiner Bitte folgend, inzwischen in unbedruckten T=Schirten zur Arbeit komme. In der U=Bahn schaute mich ein kleiner Junge mit großen Augen an und fragte, ob in meinem Land alle Menschen grüne Haare hätten. Ja, wir Ausländer müssen schon komische Geschöpfe sein. Ja.. und ein bekannter wies mich darauf hin, dass „einen grünen Hut tragen“ in China gleichbedeutend mit dem deutschen „Hörner aufgesetzt bekommen“ sei. Ist ja gut Leute, das nächste Mal lass ich sie mir lila färben!

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vierter Logbucheintrag

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dritter Logbucheintrag

Was ernstes, das raus muss: Im Westen wird immer über angeblich fehlende Religionsfreiheit in China herumgeheult, dabei sind hier wesentlich mehr Menschen religionsfrei als in der BRD. Dort herrscht dieses maßlose Maß an Ignoranz, das deutsche Steuerbeamte an den Tag legen, wenn sie einen zwingen wollen „Gegen Gott“ anzukreuzen, will man nicht unfreiwillig den klerikalen Hobbyvereinen Kirchen„steuer“ in den Rachen werfen. Nicht nur, dass der Staat dort nichts für die Religionsfreiheit und gegen diese anachronistischen Aberglauben unternimmt, er fördert diese zersetzenden Ideologien auch noch, indem er nicht nur ihre Mitgliedsbeiträge für sie erzwingt, sondern ihnen auch noch auf jede andere erdenkliche Weise Geld in den Arsch schiebt. Ja, in einigen Bundesländern geht es sogar soweit, dass es dort aufgrund klerikaler Verblendung verboten ist, an manchen Tagen zu tanzen.
Ob es nun zielführend ist, Menschen mit religiöser Infizierung alberne Loblieder auf Staat und Partei singen zu lassen, mag man in vielen Fällen bezweifeln, aber bei einigen mag es durchaus wirken, denn schließlich zeugt ihre vorangegangene Religionsempfänglichkeit von äußerst schlichtem Gemüt. Rationale Argumente würden wohl noch weniger Erfolg zeigen und Nichtstun kann im Anblick der inzwischen weltweit alltäglich gewordenen Theistenverbrechen keine Option sein.
Allgemeine Kritik und Aufrichtigkeit wäre wünschenswert. Das Offensichtliche sollte nicht dadurch verdeckt werden, dass man belanglose Randaspekte (Beispiel: lange Worte) aufdeckt – die Wahrheit mit ihnen zudeckt. Wenn emanzipationsfeindliche und faschistische Gruppierungen nur deswegen nicht kritisiert und nötigenfalls verboten werden dürfen, weil sie eine Religionsgemeinschaft bilden, dann muss die Frage gestellt werden, was Klerikalfaschismus zum Wohlfühlfaschismus werden lässt. Wäre die NSDAP tolerabel, hätte sie Hitler zum Gott erklärt?

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zweiter Logbucheintrag

Ich habe einen neuen Wohnungstürschlüssel.

Aber fangen wir das ganze irgendwie anders an.. Humorlosigkeit ist eine typische Eigenschaft von Menschen mit niedriger Intelligenz. Es gibt Menschen, die behaupten, hinter jedem Witz stecke Wahrheit, es sind die Leute, die sich ihre eigene Humorlosigkeit nicht eingestehen wollen. Kurz: Ich hatte mal wieder einen – unfreiwilligen – Termin bei der pekinger Polizei. Der zweite seit ich hier bin.

Die erste Polizeibekanntschaft begann damals mit einer der David=Sauftouren. Ich wachte verkatert in einer Zelle auf. Eine unfreundliche Stimme drang an mein Ohr. Ein Wärter stand in der Tür und rief mir zu mitzukommen. Es ging durch graue Betonflure und schließlich wurde ich unsanft in ein Verhörzimmer gestoßen. „Was soll diese Gestaposcheiße! Das könnt ihr mit mir nicht machen! Ich komme aus einem zivilisierten Land!“ entfuhr es mir. Mit einem genervt=gequälten Blick sah der olivuniformierte Polizist neben dem weißen Sperrholztisch von seinem Hocker zu mir auf, drehte sich dann langsam mit einem Seufzer zum kleinen grauen Bildröhrenwürfel, der auf dem Tisch an der Wand stand und drückte auf einen Knopf. Das Schwarzweißbild einer Überwachungskamera erschien. Nach ein paar Sekunden trat David mit offener Hose in den Lichtkegel einer Straßenlaterne, wie er breitbeinig mit heraushängendem Dödel pissend die Straße langlief und dabei die erhobenen Arme laolamäßig hinundherschwang. Mit einem Meter Abstand folgten Ramona, Davids Freundin, und ich nach, rechts und links rhythmisch klatschend neben ihm her laufend. Wir sangen dabei offenbar. Irgendwas glimmte schwach in meiner Birne auf. Ein Melodienglühwürmchen summte herum. Plötzlich ein Blitz: „Das Lied vom kleinen Trompeter!“ schoss es mir durch den Kopf..

Nach einer ordentlichen Standpauke wurde ich damals schließlich vor die Tür gesetzt, wo Ramona bereits am Warten war. Sie erzählte, dass das ganze so begonnen habe, dass David sich zu den Behauptung verstieg, chinesisches Bier würde nicht betrunken machen, da der enthaltene Alkohol so gering sei, dass er sich schon wieder abgebaut habe, bevor man die nächste Flache öffnen könne, dass man pekinger Polizeibeamte mit Geleebananen bestechen könne und dass er, David, freihändig ohne Hilfe beim Gehen strullen könne. Mit einem Bier gegen den Kater in der Hand warteten wir auf der Straße, bis schließlich auch David auf freien Fuß gesetzt wurde.

Mit leicht genervtem aber beherrschten Gesichtsausdruck betrat er die Straße und hatte auch gleich eines seiner Maozitate zur Hand, die er immer gerne mal einwarf ohne dass man so recht wusste, ob sie nun ironisch oder ernst gemeint waren: „Schaut, man kann nicht einmal sein Wasser abschlagen gehen, ohne auf ein Komiteemitglied zu stoßen!“ (1)

Im Nachhinein frage ich mich, ob das mit den Geleebananen klappte oder nicht. War es ein Zeichen erfolgreicher Geleebananenbestechung, dass David gleich wieder entlassen wurde oder war es ein Zeichen missglückter Geleebananenbestechung, dass er überhaupt festgenommen worden war?

Nunja, dieses Mal haben sie mir tatsächlich die Tür eingetreten. Ich hatte keine Geleebananen da. Auf dem Revier habe ich aber glaubhaft genug versichern können, dass es sich bei meinem letzten Geposteten um einen Scherz gehandelt hat. Den Verhörenden hatte ich gefragt, ob er denn beim Geposteten vorige Woche kein einziges Mal hätte schmunzeln müssen, doch er hat als Antwort nur kurz eine Augenbraue hochgezogen. Bin mit der Auflage, nicht mehr über Amokläufe zu schreiben, auf freien Fuß gesetzt worden. Aber ich habe bei der ganzen Sache etwas gelernt: sich eingetretene Türen in Peking reparieren zu lassen ist erstaunlich günstig.


(1) Mao Tse=tung „Untersuchungsbericht über die Bauernbewegung in Hunan“ in „Ausgewählte Werke 1“ Verlag für Fremdsprachige Literatur Peking 1968, S.49

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erster Logbucheintrag

Blutregen viel in rostroten dicken Tropfen aus den dunklen Wolken des pekinger Himmels. Der Spiegel schreibt, Menschen, die dazu neigen, lange Worte zu verwenden, laufen öfter Amok. Wie genau liefen da die Vergleichstests ab? Und wenn ich beginne, mir die abgehackte Sprache eines Ikeakatalogs anzueignen, bin ich dann davor gefeit, Amok zu laufen? Oder ist das Wort „Ikeakatalog“ schon zu lang? Und waren nicht „abgehackt“ und „Blutregen“ ebenfalls recht lang? Es war an der Zeit einige Schweine da draußen zur Rechenschaft zu ziehen! 
Aber wie sah doch meine Butze wieder aus.. Was sollte das Rollkommando bloß von mir denken, wenn sie sie danach auseinandernahmen? – Und.. dass ich nicht „Wie würde das Rollkommandodenken aussehen...“ geschrieben habe weckt schon wieder Zweifel an meiner eigenen Entschlossenheit. Überhaupt müsste ich erstmal eine AK47 kaufen, wo ich doch noch nichtmal eine Kaffeemaschine besaß! Machte mir eine Einkaufsliste: Kaffeemaschine, AK47, Majoran, Sojasprossen, Salz, Buchweizennudeln, Tomatendosen ..fehlte noch irgendetwas? Die Worte „Kaffeemaschine“ und „Buchweizennudeln“ gaben mir wieder Zuversicht.

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